Denkwürdiges Konzert zeigt, dass die Stadtkapelle Illertissen in ihrem Jubiläumsjahr bestens auf die kommenden Wettbewerbe vorbereitet ist.

Für die Stadtkapelle Illertissen war es das 60. Osterkonzert, für Dirigent David Schöpf das zweite. Zum Jubiläum „150 Jahre Stadtkapelle“ hatte er das Programm unter das Motto „Illumination“ gestellt und er wollte damit dem äußerst zahlreichen Publikum „eine Erfahrung und Erinnerung schenken, die lange im Herz und Gedächtnis bleibt“. Und genau das gelang ihm vom ersten bis zum letzten Takt.
Der Komponist David Maslanka führt mit dem Titel „Illumination“ in die reichhaltige Klangwelt der US-Universitätsmusik. Xylophone und Röhrenglocken, gefolgt vom vollen Orchesterklang, begeisterten als grandiose Eröffnung. In „Lake of the Moon“ beschreibt der Belgier Kevin Houben den langen Weg der Azteken, die schließlich ihre neue Heimat im heutigen Mexiko finden. So abwechslungsreich wie spannend schildert das Blasorchester in seiner eindrucksvollen Vielfalt diese Reise, dass sich die Stadtkapelle mit diesem Werk als Selbstwahlstück in wenigen Wochen beim Wertungsspiel am Deutschen Musikfest in Neu-Ulm mit bestem Gewissen hören und sehen lassen darf.
Das Hauptwerk des Abends „Praise Jerusalem“ basiert auf einem armenischen Osterhymnus aus dem 7. Jahrhundert und es ist über die kompositorische Qualität alles gesagt, wenn man feststellt, dass es das Hauptwerk von Alfred Reed, der als größten Meister der sinfonischen Blasmusik gilt, darstellt. Er schöpft jede Klangfarbe des Blasorchesters aus und lässt Holz- und Blechbläser sowie das Schlagwerk prächtig erstrahlen. Je eine Solokadenz mit Dominique Desef, Klarinette, und Teresa Lambacher, Flöte, ließ festliche Glanzlichter aufblitzen. Ein überwältigender Schluss, bei dem der feierliche Klang eines zusätzlichen sechsstimmigen Blechbläsersatzes von der rückwärtigen Tribüne der
Halle her mit dem Blasorchesterklang verschmilzt, gilt nicht nur in der Fachwelt als eine der eindrucksvollsten Schlusspassagen der gesamten Blasorchesterliteratur.
Nach der Pause präsentierte David Schöpf das Pflichtstück für das Deutsche Musikfest: Der Komponist Robert Jager, in den Weltspitzen-Orchestern der US-Army zu Hause, lässt das Publikum nur noch staunen: Zum einen über die dynamische Vielfalt, besonders aber über extrem vertrackte
Rhythmen, mit denen ein sinfonisches Blasorchester alles zeigen kann, was es an Kunstfertigkeit beherrscht. Moderator Oliver Stahl, der sympathisch wie fachlich perfekt durch das Programm führte, warnte, man möge nicht versuchen, die vielfältigen Taktwechsel mitzuzählen, und er hatte recht. Außer David Schöpf und seinen Musikerinnen und Musikern hätte das ohnehin niemand geschafft. Auch damit kann die Stadtkapelle
dem Wertungsspiel beruhigt entgegensehen, wenn auch dort – und das ist ja zu erwarten – auch so voll konzentriert wie hier musiziert wird.
David Schöpfs „Zauberstab“, wie Oliver Stahl den Taktstock nannte, führte nun in die vielfarbige Welt des Musicals, wo die „Songs of the Wizz“ mit famosen Schlagzeugsoli, an Zirkusmusik erinnernden Klängen im Tutti und Dixieland-Effekten der Trompeten Unterhaltungsmusik vom Feinsten
boten. Dann gab es eine echte Uraufführung: Die Melodien aus dem Schweizer Film vom „Dällebach Kari“, der sein Leben lang wegen einer Behinderung gemobbt wurde, gab es bisher nur in einer Fassung für Brass Band, also Blechbläserbesetzung. Der Schweizer Arrangeur Corsin Tuor,
künstlerischer Leiter der „3BA Bayerische Brass Band Akademie“, in der David Schöpf als qualifizierter Kornettist mitwirkt, schuf eigens für die Stadtkapelle Illertissen eine Fassung für sinfonisches Blasorchester. Die Ballade über die Sehnsucht nach Anerkennung und Freiheit des armen „Kari“ erklang so erstmals auf der Konzertbühne. Dem großartigen Erfolg der Uraufführung nach zu schließen, wird dieses Werk bald in den Programmen der renommiertesten Blasorchester erscheinen.
Die Suite aus der Filmmusik zum „Greatest Showman“ bot einen umjubelten Abschluss des Konzerts, sodass David Schöpf als Dank an das anhaltend applaudierende Publikum die Tradition fortsetzte, dass das Osterkonzert mit einem Marsch als Zugabe beendet wird. Michael Geisler, Leiter der Polizeimusik Tirol, schuf 2017 den Konzertmarsch „Sempre Unita“, mit dem er die Völker Europas aufruft, „immer vereint“ zu sein und mit diesem klingenden Osterwunsch ging ein denkwürdiges Konzert zu Ende.