In Illertissen gibt seit 1875 Blasmusik den Ton an

Seit 150 Jahren bereichert die Stadtkapelle Illertissen das kulturelle Leben der Vöhlinstadt. Bei einem Festakt in der Historischen Schranne wurde das nun ausgiebig gewürdigt.

Seit 1875 ist es urkundlich nachweisbar, dass Illertissen bei frohen und traurigen Anlässen auf die Begleitung von Blasmusik zählen konnte. Aus dem Musikverein wurde 1890 eine Musikgesellschaft Illertissen und mit der Stadterhebung des Marktes 1954 stieg diese zur Stadtkapelle auf. Als solche ist sie aus dem Kulturleben der Vöhlinstadt nicht mehr wegdenken. Dies war den Reden beim Festakt anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums Freitagabend zu entnehmen. Am Samstag ging es weiter mit Wertungsspielen und Party für alle.

Zu ihrem hohen Geburtstag hatten die 50 aktiv Mitwirkenden der Stadtkapelle 70 Gäste in die Historische Schranne in Illertissen geladen. Unter anderem war Franz Pschierer, Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes gekommen, aber auch Ehrendirigent Rudi Böhm sowie der ehemalige Dirigent Magnus Blank. Durchs Programm führten abwechselnd Martina Schlosser und Birgit Kundela vom Vorstandsteam, dem noch Benjamin Desef und Anita Schlager angehören.

Die beiden Moderatorinnen verwiesen auf wechselvolle Jahre der Stadtkapelle. Beständig geblieben seien aber ihre Werte, die sie verbänden: „Gemeinschaft, Tradition und Zusammengehörigkeit sind die Säulen unseres Vereins.“ Ansprachen und Rückblick von Willi Schmid über die vergangenen 25 Jahre der Stadtkapelle Illertissen wechselten ab mit erfrischenden Musikbeiträgen aus eigenen Reihen.

Es spielten das Posaunenquartett (Markus Miller, Benjamin Desef, Moritz Hander, Johannes Schlosser) teils mit Schlagzeuger Manuel Gira, das Volksmusikquintett (Martina Schlosser, Birgit Kundela, Max Hornauer, Lydia Hollweck, Valentino Aletor) sowie das Blechquartett (Manuela Hartmann, Florian Schmid, Daniela Holl, Gabriela Frank) und Flötenduo mit Julia Gschwind und Teresa Lambacher.

Angesichts der gebotenen Musikvielfalt konnte Bürgermeister Jürgen Eisen nicht umhin zu bedauern, dass er selbst kein Instrument gelernt habe. Umso mehr wusste er die Stadtkapelle als Illertisser Institution zu würdigen, die auf hohem Niveau Unterhaltung böte und das Gesellschaftsleben kulturell bereichere: „Ohne Osterkonzert, Altstadtfest, Fronleichnamsprozession oder die repräsentativen Auftritte in Elbogen und Carnac würde Illertissen etwas fehlen.“ Stellvertretend für Landrätin Eva Treu war Susanne Salzmann gekommen. Sie erinnerte daran, dass Musik Jung und Alt verbinde. Die Stadtkapelle bezeichnete sie als Erfolgsgeschichte. In einer schnelllebigen Zeit brauche es solche Orte: „Es wird nicht nur musikalische Bildung gelebt, sondern Teamgeist und Verantwortung.“

ASM-Präsident Franz Pschierer betonte, dass die Stadtkapelle zwei Weltkriege und zwei Inflationen überstanden habe und sich in ihren Werten dabei treu geblieben sei. Sie sei der Gegenentwurf zu einer egoistischen Gesellschaft: „Nicht das Ich wird großgeschrieben, sondern das Wir.“

Zuletzt brachte Markus Briglmeir, Vorsitzender des ASM-Bezirks VIII, die Würdigungen auf den Punkt: „Die Stadtkapelle Illertissen ist seit Jahrzehnten einer der Grundpfeiler unseres Musikbezirks.“ Sicher habe es in dieser langen Zeit Höhen und Tiefen, Dur und Moll gegeben. 2025 werde auf jeden Fall in einem fröhlichen, kräftigen Dur gespielt, zeigte sich Briglmeir sicher.

Willi Schmid startete seine Chronikrückschau – mit Heribert Wiest und beiden Vorsitzenden verfasst – in der Jahrtausendwende 1999/2000, welche für die Stadtkapelle eine Zäsur darstellte: Da fand die Stab-Übergabe von Rudi Böhm an Magnus Blank statt. Unter neuer Regie hieß es, die 125-Jahrfeier der Kapelle in Verbindung mit dem 30. Bezirksmusikfest zu veranstalten.

2006 stand die Stadtkapelle zum Staatsempfang von Papst Benedikt XVI. am Münchner Flughafen bereit. 2008 war das Jahr besonderer Erfolge: etwa mit dem Titel des Bayerischen Vizemeisters beim Oberstufenwettbewerb, einer Welturaufführung mit Carillon im Kirchturm und Stadtkapelle im Brunnenhof sowie „Illertissen in Concert“ als Gemeinschaftsveranstaltung mit allen Illertisser Chören.

2013/14 dann der Dirigentenwechsel zu Franco Hänle und das Adventskonzert mit stellvertretendem Dirigenten Wolfgang Gira. Beim 50. Osterkonzert 2014 spielten immer noch die Urgesteine Gerald Kolitsch, Rudi Böhm, Heribert Wiest, Ernst Strang mit. 2015 gab es ein Paradekonzert in Ulm, und 2016 war die Mannheimer Bläserphilharmonie beim Osterkonzert zu Gast. 2017 übernahm Stefan Tarkövi die musikalische Leitung.

2020 musste wegen der Coronapandemie das Altstadtfest abgesagt werden, sodass schon bestellte Vorräte als Mahlzeiten „to go“ verkauft wurden. 2022 nahm die Stadtkapelle den gewohnten Jahreskreislauf wieder auf. Beim Osterkonzert 2023 verabschiedete sich neben Dirigent Stefan Tarkövi auch Willi Schmid nach fast 40 Jahren als Moderator.

2024 gab David Schöpf sein Debüt, erstmals fand eine Serenade in den Museumsgärten auf der Jungviehweide statt. Und 2025 startete die Stadtkapelle mit ihrem 60. Osterkonzert ins Jubiläumsjahr ihrer 150-jährigen Blasmusiktradition.