Strahlender Auftritt zum Osterfest

Von Regina Langhans (Illertisser Zeitung)

Die Stadtkapelle Illertissen verwandelt die Vöhlinhalle in einen Klangtempel. 60 Mitwirkende, darunter allein sechs Schlagwerker, begeistern das Publikum.

Wenn es gilt, die Vöhlinhalle in Illertissens größten Konzertsaal zu verwandeln, dann ist die Stadtkapelle am Zug, bildlich und im übertragenen Sinne. Etwa mit den Posaunen des preisgekrönten Trios Benjamin Desef, Dario Glanz und Johannes Schlosser. Oder am Schlagwerk mit heimischen Größen wie Manuel Gira, Jakob Gschwind, Florentine Hahn, Julia Heise, Simon Staiger und Oliver Stahl, die zusammen an doppelt so vielen Perkussionsinstrumenten fürs exakte Einhalten von Tempo und Takt sorgten, wie es Dirigent Stefan Tarkövi den 60 Auftretenden der Stadtkapelle Illertissen vorgab. Beim traditionellen Osterkonzert führte Wilhelm Schmid kenntnisreich durchs Programm.

Rund 450 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, die sich am Ende für einen wunderbaren Konzertabend mit riesigem Applaus bedankten und noch zwei rasante Zugaben herausholten, etwa den majestätisch gespielten Konzertmarsch „Neue Welt“ von Alexander Puger (geboren 1970).

Opulent war bereits der Auftakt des Abends, indem die Kapelle mit „A Festival Prelude“ von Alfred Reed (1921 bis 2005) das Werk eines bedeutenden Komponisten für Blasmusikorchester aus den USA präsentierte. Zu hören gab es festliche, opernhaft ausladende Klänge mit deutlichem übergang in einen ruhigen Teil und Trommelwirbel am Schluss. Darauf wurde es richtig dramatisch, indem die Kapelle mit „Flight“, eine Komposition des Schweizers Mario Bürki (geboren 1977), musikalisch in Szene setzte. Damit war die Stunde der Schlagwerker gekommen: Auf Marimba, Glockenspiel, Röhrenglocken, Pauken oder Gong – um nur einige zu nennen – begleiteten sie so effektvoll wie spannend die musikalische Flugreise, welche nach Motorschaden und Weitersegeln im Wind in einer erfolgreichen Landung glücklich endete.

Geboten war musikalisches Drama pur bis zur letzten Note, teils pusteten und schnippten sogar die Bläser für die Geräuschkulisse mit. Beim nächsten Stück, dem „Aquarium“ von Johan de Meij (geboren 1953), war abwechslungsreiche Tonmalerei zu hören. Um die farbenfrohe Unterwasserwelt darzustellen, wurden typische Klangmotive oder einzelne Blasregister den jeweiligen Fischen zugeteilt. So wurden etwa im ersten Satz, einem Allegretto grazioso, Neonsch, Zitteraal und Segelosser charakterisiert.

Mit „Gulliver’s Travels“ von Bert Appermont (geboren 1973) nach dem satirischen Roman von Jonathan Swift kam Märchenstimmung auf. Angekündigt wurde sie von Angelika Tarkövi mit heller Piccoloöte, gefolgt von tiefen Bläsern. Dann übernahm melodienreich das Klarinettenregister den Weg nach Liliput, ins Land der Zwerge. Brobdingnag, das Land der Riesen, wurde dominiert vom Fagott mit Rudolf Bettenmann und die schwimmende Insel Laputa war geprägt von schwebenden Klängen. Ins Land der Pferde, The Houyhnhnms, führten vorwärtstreibende, stakkatoartige Rhythmen auf der Trompete.

Einmal im fantastischen Genre angekommen, ging es mit berühmten Filmmelodien weiter. In der „Indiana Jones Selection“ mit spannender Musik von John Williams (geboren 1932) im Arrangement von Hans van der Heide war wiederum das Blasorchester in seiner ganzen instrumentalen Wucht gefordert. Dabei brillierte Angela Püger am Englischhorn mit Solopartien. Es folgte die atemberaubende Welt der Italo-Western von Ennio Morricone in einer Zusammenfassung von Johan de Meij. Die Klarinetten am ersten Pult arbeiteten die jeweiligen Titelmelodien sehr differenziert heraus, gerade beim Titel „Once Upon A Time In The West“.

Dem Orchester war die Spielfreude nach den ausgefallenen Osterkonzerten 2020 und 2021 anzuhören, aber ihr Dirigent hatte auch ein herausforderndes Programm mit vielen Solonummern und glänzenden Titeln zusammengestellt. Corona-bedingt lagen über zwei schwierige Probenjahre hinter ihnen, gekennzeichnet von Zwangspausen, Neustarts, Teilproben. Tarkövi zeigte sich froh, dass dem Konzert nur wenige Personen krankheitshalber wegbleiben mussten. Somit konnte die Blaskapelle mit einer weiteren Eigenschaft punkten: als zahlenmäßig großes Ensemble sehr klangkonform und homogen im Ausdruck auftreten zu können. Rein äußerlich hatte der Dirigent wenig zu dirigieren, er und seine Kapelle waren bestens eingespielt.