Ein ebenso gehaltvolles wie abwechslungsreiches Programm bot die Stadtkapelle Illertissen bei ihrem traditionellen Adventskonzert in der voll besetzten Stadtpfarrkirche St. Martin.
An den Beginn hatte Dirigent David Schöpf das wohl älteste deutschsprachige Adventslied gestellt: „Es kommt ein Schiff, geladen“ im Satz des belgischen Komponisten André Waignein, der hier unter seinem Pseudonym Roland Kernen firmierte. Ihm war es gelungen, die altüberlieferte elsässische Volksweise mit Vor- und Nachspiel sowie Überleitungen zwischen den Strophen zu versehen, sodass ein äußerst gefälliges Klangbild entstand. Bereits hier zeigte die Stadtkapelle ihre bekannten Vorzüge mit reiner Intonation und reichhaltiger Dynamik.
Ein grandioses Werk für Sinfonisches Blasorchester folgte: In seiner „Russian Christmas Music“ nahm Alfred Reed die berühmte Choralmusik der orthodoxen Kirche zum Vorbild für eine äußerst ansprechende Melodienfolge, in der sich altrussische Volksweisen mit sakralen Motiven mischen, was an den gesamten Klangkörper hohe Anforderungen stellt. Diese wurden bestens gemeistert, wobei insbesondere die glanzvollen Oboen-Soli sowie das effektvolle Schlagwerk herausragten.
Sämtliche Register ließen im folgenden Albert-Loritz-Arrangement „Tochter Zion“ ihre Qualitäten aufstrahlen. Der „Siegeschor“ aus zwei Händel- Oratorien ist zu einem der beliebtesten Adventslieder geworden und so übertrug sich die Spielfreude des Orchesters auf das begeistert applaudierende Publikum.
Das klassische Cicero-Zitat „Dum spiro, spero“ („Solange ich atme, hoffe ich“) wurde von Chris Pilsner, einem der jungen Spitzenklasse amerikanischer Universitätskomponisten und –Dirigenten, zu einer hoch emotional geprägten Klangbild entwickelt. Es ist gekennzeichnet von einer strahlenden Eröffnung und lyrischen Gesangspassagen, die sich auf einen triumphalen Höhepunkt hin steigern. Hier wird dem Orchester einiges an dynamischer Disziplin und sicherer Bewältigung der harmonischen Aufgaben abverlangt, was unter der souveränen Leitung von David Schöpf einwandfrei gelang.
Auch zum adventlichen Charakter passende Filmmusik wurde geboten: Die „Konzertsuite aus Polar Express“ ließ die Zuhörerschaft, animiert durch die mitreißende Musik und deren ansprechende Interpretation, eine vorweihnachtliche Reise zum Nordpol nachvollziehen.
Ein sowohl religiös wie auch politisch hoch aktuelles Anliegen kam in dem Werk „Hope“ des preisgekrönten belgischen Komponisten Stijn Aertgeerts zum Ausdruck: Allein die Hoffnung ist es, die die Menschheit gegen Hilflosigkeit und Hass in der Welt überleben lässt. David Schöpf und seiner Stadtkapelle gelang es, das essenzielle Anliegen musikalisch überzeugend darzustellen.
Ein festliches Weihnachtslieder-Medley, zusammengesetzt aus sieben der beliebtesten europäischen Lieder in einem Arrangement des Japaners Takashi Hoshide, führte das Konzert seinem krönenden Abschluss entgegen. Ausgehend vom bekannten „Adeste Fideles“ über einen Ausflug zu englischen „Christmas Carols“ und wieder zurück zu „O Tannenbaum“ und dem Eingangslied strahlte der gesamte Reichtum an Klangfarben eines großen Sinfonischen Blasorchesters auf, das übrigens gerade noch in dem durchaus weitläufigen Chorraum der Sankt-Martins-Kirche Platz gefunden hatte.
Zum Dank für den anhaltend-begeisterten Applaus setzten David Schöpf und seine Stadtkapelle noch die Krone auf das Programm mit „We Wish you a Merry Christmas“ in einer Bearbeitung von Guido Rennert, des aktuell wohl besten deutschen Arrangeurs.
Minutenlanger Beifall belohnte die Musikerinnen und Musiker mit ihrem Dirigenten für ein zutiefst beeindruckendes vorweihnachtliches Erlebnis.
Bild und Text: Wilhelm Schmid